Nicht mehr aktuelle Geodaten für die Wissenschaft: Bedarf, Verfügbarkeit & Zugang

Ausgangssituation und Diskussionsfelder im Workshop

Entsprechend der DFG-Leitlinien orientiert sich der FID Karten an konkret formulierten Bedarfen der Wissenschaft und baut ein differenziertes fachspezifisches Beratungs- und Informationsangebot auf Grundlage des gesamten Spektrums kartographischen Quellenmaterials auf. Neben der bisherigen Vermittlung aktueller bzw. bereits existierender Geodaten, die von geodatenhaltenden Institutionen z.B. über Geodatendienste zugänglich gemacht werden, erweitert der FID Karten seine Serviceangebote:

Der FID reagiert somit auf Rückmeldungen der interdisziplinären Fachcommunity, dass die Beantwortung von Forschungsfragen zu historisch räumlichen Aspekten - auf Grundlage moderner Technologien und Analysemethoden – insbesondere die Verwendung nicht mehr aktueller Geodaten erforderlich machen. In der Verfügbarmachung dieser Daten besteht umfassender Handlungsbedarf. Der FID Karten fungiert hier als Mittler zwischen Kartographie und den anwendenden Wissenschaften und möchte den Aufbau einer Infrastruktur zur Bereitstellung & Zugänglichkeit nicht mehr aktueller Geodaten in Deutschland unterstützen und weiterentwickeln. Dazu ist es langfristig u.a. notwendig einen systematischen Bezug zu den Angeboten von Geodatendienstleistern und Archiven aufzubauen, um die Langzeitspeicherung und Archivierung von Geodaten für die Wissenschaft praktikabel nutzbar zu machen. In diesem Zusammenhang steht auch die Zukunft der amtlichen Pflichtabgabe an Bibliotheken, die im digitalen Zeitalter neu gedacht werden muss. (s. Referat Digitale Kartographie und Geodaten)

Nicht mehr aktuelle digitale Geodaten implizieren auch solche, die erst noch erstellt werden müssen. Hier können und müssen Bibliotheken - neben der Bereitstellung von Digitalisaten/Scans -  gleichzeitig an der Erzeugung von nicht mehr aktuellen Geodaten mitwirken. Umfangreiche analoge Kartenbestände, die zum überwiegenden Teil aus Zeiträumen stammen, in denen noch keine (digitalen) Geodaten existierten bergen ein immenses Potential an historisch wertvollen Rauminformationen. Sie bieten die Grundlage für die Vektorisierung von gewünschten Objektklassen, wie beispielsweise historischer Verwaltungsgrenzen oder früherer Landschaftszustände. In der Summe ermöglichen Vektordaten aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften ein weitaus breiteres Spektrum an Forschungsergebnissen und bieten in dem Kontext einen deutlichen Mehrwert im Vergleich zu Rasterdaten (hier: Kartendigitalisate/Scans). In dem aufwendigen Druck-Raster-Vektorisierungs-Georeferenzierungs-Prozess müssen Arbeitsteilungen, koordinierende und kooperierende Strukturen gefunden werden, um die kartographischen Materialien effektiv in Wert zu setzen.

Während der zunehmend interdisziplinären Nutzung von analogen und digitalen Karten sowie Geodaten greift der FID Karten auf Erfahrungen und eigene Umfragen zurück, in denen ein unterschiedliches Verständnis von kartographischen Fachbegriffen deutlich wird.  Dabei handelt es sich um Termini, die sich erst aus aktuellen Bedarfen der Wissenschaft und Verwaltung entwickeln und etablieren werden aber auch um konventionelle Fachbegriffe. Es gilt über Mittel und Möglichkeiten einer verbesserten Kommunikation zu diskutieren, um – auch im Sinne der oben genannten transdisziplinären Kooperationen – bedarfsgerecht agieren zu können. // 09/2022